Es dämmert, ein zarter Windhauch weht über die Gräser hinweg. Sie lauert gut versteckt im Gebüsch, ihre Ohren sind gespitzt, die Augen wachsam. Sie ortet ihre Beute mit ihrem feinen Geruchssinn, beobachtet jeden ihrer Schritte, wartet auf den richtigen Augenblick. Jede Faser ihres agilen, eleganten Körpers ist zum Zerreißen gespannt, während sie sich langsam und so unauffällig wie möglich anpirscht. Auf Samtpfoten eben. Sie hat ihr Opfer genau im Blick. Jetzt! Sie schnellt kraftvoll nach vorn, setzt zum entscheidenden Sprung an und zack – schon hat sie ihre Krallen in ihr Beutetier geschlagen und erlegt es mit einem einzigen gezielten Biss. Das Zusammenspiel aus Geduld, Grazie und Beweglichkeit hat ihr eine vollwertige Mahlzeit beschert. So haben die Wildkatzen vor mehreren Tausend Jahren schon gejagt – und unsere Stubentiger tun dies auch heute noch auf genau diese Weise.
Vom Getreidespeicher ins Wohnzimmer
Im Zuge des Ackerbaus wurden Getreidevorräte angelegt, welche auch ungebetene Gäste wie Mäuse und Ratten angezogen haben. Dieses konzentrierte Nahrungsangebot hat die Katze sich zu Nutze gemacht, musste sie so keine kilometerweiten Streifzüge mehr durch ihr Jagdrevier in Kauf nehmen um auf Beute zu treffen. Dies minimierte zudem ihr Risiko, selbst Opfer von größeren Raubtieren zu werden, da diese sich nicht in die Nähe der Menschen begaben. Auf diese Weise profitierten beide Seiten. Die Menschen lernten die Katzen zu schätzen und zu zähmen, in einem Maße in dem sich Katzen eben zähmen lassen. Die Liebhaber unter uns wissen, wie eigensinnig und selbstständig unsere Stubentiger auch heute immer noch sind, selbst wenn sie hier und da unsere Streicheleinheiten sehr genießen.
Doch selbst wenn sich die domestizierte Hauskatze uns Menschen schon vor mehr als 10.000 Jahren angeschlossen hat, so haben sich ihre Instinkte und der natürliche Jagdtrieb bis heute kaum verändert. In jedem unserer Stubentiger stecken heute noch ihre Ahnen und deren Fähigkeiten. Auch körperlich haben sich Katzen im Zuge der Domestikation nur marginal verändert - das betrifft ebenfalls den Verdauungsapparat und die Ernährungsbedürfnisse unserer Fellnasen.
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